• ἄστρον [astron] Stern und λόγος [logos] Lehre | Sterndeutung

    Astrologie, griechisch
  • ὥρα [hora] Stunde und σκοπεῖν [skopéin] beobachten | Stundenschau

    Horoskop, griechisch
  • πρó [pro] vor, vorher und γνῶσις [gnōsis] Kenntnis, Erkenntnis | Voraus-Kenntnis

    Prognose, griechisch
  • Coelum Tabella Fati | Der Himmel ist das Abbild des Schicksals

    Georg Tannstetter, 1514
  • Revolutionen künden sich in den Sternen an.

    Ernst Jünger
  • Astra inclinant, non necessitant. | Die Sterne machen geneigt, sie zwingen nicht

    vermutlich Hermes Trismegistos, zitiert von Thomas von Aquin

ZEIT UND RAUM

Es ist eine faszinierende Erkenntnis, daß die Beziehungen zwischen Himmel und Erde deutbar sind. Das beginnt mit einfachen Beobachtungen, wie den wechselnden Mondphasen und setzt sich im Erfassen komplexer Zyklen zwischen Sonne, Mond und Planeten fort.

Die Astrologie ist ein Instrument, um diese Beobachtungen und Erkenntnisse zu deuten. Die Welt wird als Zusammenhang von Zeit und Raum, als den beiden ersten Urgründen des Seins, beschreibbar.

Diese Deutung sucht nicht das "Wie", sondern das "Was" zu erfassen. Historisch ist um 600 vor Christus dieses Ringen um Erkenntnis in Griechenland literarisch und philosophisch faßbar. Der Übergang vom mythischen hin zum logischen Denken markiert einen gewaltigen Umbruch, in der der Logos, als Raum und Erscheinungen, dominiert und die Zeit mit ihren Gestalten, den Mythos, verdrängt.

Die Astrologie ist dabei der Zeit verpflichtet. Sie abstrahiert und charakterisiert einen Augenblick mit den Verhältnissen und Strukturen unseres Sonnensystems. Deswegen geht sie nicht vom gesamten Kosmos oder vom einzelnen Menschen als Erscheinungen im Raum aus.

Die Deutung ist unabhängig von einer Person oder deren Bedürfnissen und ebenso von der Komplexität des Universums. Gerade darin liegt die Genialität, weil man aus dem begrenzten Blickwinkel der Erde dennoch mit großer Präzision auf die Vorgänge und Entwicklung auf der Erde zurückschließen kann.

Der Verlauf der Zeit läßt sich als Schicksal deuten. In den unterschiedlichen Methoden und Vorgehensweisen finden sich die großen und kleinen Entdeckungen, die sich in Erkenntnissen vieler einzelner Astrologen unorganisiert und unsystematisch bis heute überliefert haben.

Aus diesem Grund hat die Astrologie weder mit Psychologie noch mit Esoterik etwas gemein. Wenn der Begriff Astrologie dennoch im Kontext oder in Kombination benutzt wird, ist es immer ein Zeichen, daß entweder dieses Verständnis der Psychologie oder der Astrologe einem Irrtum unterliegt oder damit Defizite kaschiert werden.

MEHR ALS MAN DENKT

Die Geschichte der Astrologie wird überwiegend von Kunsthistorikern oder Philologen pupliziert. Die Quellen der wissenschaftlichen Untersuchung sind die überlieferten Texte, Bilder und astronomischen Geräte. Jedoch mangelt es an eine fundierten Kenntnis der astrologischen Methoden und Möglichkeiten, um die grundlegenden und hintergründigen Zusammenhänge zu erfassen. Deswegen verbleiben die Interpretationen bei der Transkiption und Kontextanalyse von Zeichen und Texte als Kulturgeschichte. Kunsthistorisch und kulturgeschichtlich korrekt, fehlt diese Darstellungen der Zugang zur Wirkmächtigkeit der Astrologie.

Zudem ist es üblich, Personen, die als Astronom, Mathematiker, Physiker und auch als Astrologen tätig waren, nur mit der Tätigkeit als Astronom, Physiker oder Mathematiker zu benennen. Bei einigen stand die astrologische Tätigkeit jedoch im Mittelpunkt und andere Tätigkeiten waren notwendige Hilfswissenschaften für die Ausübung der Astrologie.

Darin zeigt sich eine Grundhaltung der Neuzeit, die jede Wirksamkeit und Aussagefähigkeit der astrologischen Sicht a priori ausschließt. Somit werden Personen falsch deklariert und klassifiziert. Darunter sind neben Wissenschaftlern wie Isaac Newton, Johannes Kepler, oder Georg Tannstetter, auch Kardinäle, Könige und Kaiser wie zum Beispiel Pierre d’Ailly oder König Manuel I..

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